Morgen ist „Tag des Deutschen Bieres“. Vor allem in Bayern wird damit der Einführung des sogenannten Reinheitsgebotes gehuldigt. Der Deutsche Brauer-Bund rückt anlässlich seines liebsten Feiertages in diesem Jahr das wachsende Segment der alkoholfreien Biere in den Vordergrund. Auch für uns ein Anlass genauer hinzuschauen.
Wachstum und Bedeutung
Laut dem Deutschen Brauer-Bund hat sich der Absatz alkoholfreier Biere in Deutschland in den letzten 20 Jahren verdoppelt – auf zuletzt rund 7 Millionen Hektoliter jährlich. Das entspricht etwa 8 % des gesamten Biermarkts.
Vom Near-Beer zur Lifestyle-Ikone
1920 – USA: »Near Beer« in der Prohibition. Mit dem Alkoholverbot in den USA entstehen die ersten Biere mit weniger als 0,5 % Alkohol – sogenannte „Near Beers“. Sie werden millionenfach produziert. Es handelt sich weniger um echte Brauwaren als um stark verdünnte oder nicht vollständig vergorene Biere – eher ein Notbehelf als ein Genussmittel.
1972 – DDR: AUBI (»Autofahrerbier«). Das Getränkekombinat Berlin bringt mit AUBI das erste gezielt alkoholfrei gebraute Bier Europas auf den Markt. Mit unter 0,5 % Alkohol hatte es ein klares Ziel: mehr Sicherheit im Straßenverkehr.
1979 – BRD: Clausthaler zieht nach. Die Binding-Brauerei in Frankfurt bringt Clausthaler auf den Markt – das erste alkoholfreie Bier Westdeutschlands, das mit einem patentierten Verfahren zur gestoppten Gärung hergestellt wird. Clausthaler entwickelt sich rasch zur führenden Marke und steht sinnbildlich für den kommerziellen Durchbruch alkoholfreier Biere im Westen.
2000er bis heute – Innovation & Vielfalt. Technologische Fortschritte, die Craft-Beer-Bewegung und das wachsende Interesse an Gesundheit und Achtsamkeit („Mindful Drinking“) verwandeln alkoholfreies Bier in ein vielfältiges Lifestyle-Produkt. Heute reicht die Auswahl von klassischen Sorten über IPAs bis hin zu Sauerbieren – alkoholfrei ist zum festen Bestandteil moderner Bierkultur geworden.
Werkzeugkasten der Brauereien
Gestoppte Gärung - Kalt gestellt statt durchgegoren. Die Gärung wird frühzeitig unterbrochen (z. B. durch Abkühlen oder Hefeentzug), bevor nennenswerter Alkohol entsteht.
Entalkoholisierung - Erst voll vergoren, dann Alkohol entzogen. Bier wird „normal“ gebraut und vergoren – danach wird der Alkohol mittels Vakuumdestillation oder Umkehrosmose entzogen. Die modernsten Anlagen erlauben den Entzug auf besonders schonende Art oft in Kombination mit einer Aroma-Rückgewinnung. Alkoholfreie Biere nähern sich dadurch geschmacklich den alkoholhaltigen Bieren immer mehr an.
Biotechnologische Methoden - Hefen mit eingebauter Alkoholbremse. Spezieller Hefestämme (z. B. Saccharomycodes ludwigii), haben eine sehr geringe Alkoholtoleranz. Sie vergären nur einfache Zucker, so dass nur wenig Alkohol entsteht. Ein sehr natürliches Verfahren, das allerdings einiges an Geschick und Können voraussetzt. »ü.NN« aus der Kreativbrauerei Kehrwieder und »Le Chauffeur« aus dem Brauhaus Nittenau haben damit die Tür für alkoholfreie IPAs geöffnet.
Warum alkoholfreies Bier boomt
Gesunder Genuss statt Rausch. Alkoholfreies Bier profitiert vom Trend zu mehr Achtsamkeit im Konsum. Immer mehr Menschen reduzieren ihren Alkoholkonsum – nicht aus Verzicht, sondern aus Überzeugung. »Mindful Drinking« heißt die Bewegung, die alkoholfreies Bier zum neuen Normal macht.
Sportlich, isotonisch, imagefreundlich. Als isotonisches Getränk ist alkoholfreies Bier vor allem bei sportlich aktiven Menschen beliebt. Es löscht den Durst, liefert Mineralstoffe – und passt zum aktiven Lifestyle.
Vielfalt statt Verlegenheitslösung. Vom alkoholfreien Pils bis zum hopfenbetonten IPA: Die Auswahl ist heute groß, geschmacklich überzeugend und kreativ. Damit erreicht alkoholfreies Bier neue Zielgruppen – urban, neugierig, qualitätsbewusst.
Sicher unterwegs – dank 0,0 %. Gesetzliche Regelungen wie die Null-Promille-Grenze im Straßenverkehr und in sicherheitsrelevanten Berufen stärken den Markt zusätzlich. Alkoholfreies Bier wird zur sicheren Wahl – mit vollem Genuss.
Ohne Alkohol, mit Potenzial
Alkoholfreies Bier hat sich vom Nischenprodukt zur eigenständigen Genusskategorie entwickelt – getragen von technologischem Fortschritt, gesellschaftlichem Wandel und wachsender Vielfalt. Was einst für Autofahrer:innen gedacht war, steht heute für bewussten Konsum, Sportlichkeit und Geschmack. Die Entwicklung ist beeindruckend – und noch längst nicht abgeschlossen.
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Flaschenfotos: Brauereien
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