Hopfen als kreislauffähiges Baumaterial

Hopfen als kreislauffähiges Baumaterial

Mit ihrem enormen Ressoucenverbrauch ist die Bauindustrie für große Teile des CO2-Ausstoßes auf unserem Planeten verantwortlich. Kreislauffähige und klimafreundliche Baustoffe könnten dazu beitragen, die Situation zu verbessern. Das dachten sich auch das Gründungsteam von HopfON

Die Idee kommt ihnen bei einem gemeinsamen Bier im Studentenwohnheim. Thomas Rojas Sonderegger, zu der Zeit Student des Bauingenieurwesens, erzählt der damaligen Architekturstudentin Marlene Stechl von einem Vortrag, den er gehört hatte: von einem Kolumbianer, der Baumaterialen aus Bananenfasern herstellt. „Wir haben uns also gedacht, dass es interessant wäre, ebenfalls aus lokalen Materialien lokal einen Baustoff herzustellen, also ohne lange Transportwege in der Materialproduktion. So könnte man Treibhausgasemissionen einsparen“, sagt Stechl. „Also haben wir uns überlegt, was sich in Bayern dazu eignen könnte. Eigentlich aus Spaß haben wir dann gesagt: Hopfen wäre doch cool.“ Am nächsten Tag beginnen die beiden zu recherchieren.

Ein vielversprechender Faserstoff

Sie erfahren, dass der Hopfen ein Hanfgewächs ist und wissen, der Hanf ist als Baumaterial zunehmend wichtig. „Wir haben uns dann mehr über die Pflanze informiert – und darüber, was eigentlich mit den Hopfenresten gemacht wird“, sagt Marlene Stechl. Die Abfallprodukte sollen genutzt werden. Seine 
faserige Struktur verleiht dem Hopfen eine gute Zugfestigkeit, durch welche er sich besonders für Akustikplatten, Dämmstoffe und Baupaneele eignet. Der im Inneren des Hopfens befindliche hölzerne Kern, die sogenannte Schäbe, gibt dem Material zusätzlich Druckfestigkeit. Wie auch der Hanf punktet der Hopfen zudem mit seinen guten Wärmedämmeigenschaften. Um sicherzugehen, auf die richtige Karte zu setzen, testete Marlene Stechl im Rahmen ihrer Masterarbeit auch die Entflammbarkeit des Hopfens, welche sich als unbedenklich herausstellte.

Ausgezeichnete Idee

Mit ihrer Idee nahmen Stechl und Rojas Sonderegger TUM IDEAward 2022 teil und belegten dort den 1. Platz. Das Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro diente als Startkapital zur Gründung von HopfON.  Außerdem erhielt das inzwischen vierköpfige Team den TUM Booster Grant, eine einjährige Förderung der TUM über 45.000 Euro, und zwei Prototyping Grants von UnternehmerTUM, dem Zentrum für Gründung und Innovation an der TUM. 

Herausforderungen bei der Hopfenernte

Die Hopfenernte in der Hallertau im September 2023 stellte aber auch eine große Herausforderung für das Team von HopON dar. So galt es beispielsweise Lösungen dafür zu finden, wie sich der Hopfen am besten von dem Draht trennen lässt, an welchem er auf dem Feld entlang wächst. Die Landwirt:innen in der Hallertau unterstützten nach Kräften. Gemeinsam konnte ein Prozess zur Rohstoffsicherung für das ganze Jahr etabliert werden. Ein besonders wichtiger Schritt, da die Hopfenernte nur einmal pro Jahr stattfindet, sagt Mauricio Fleischer Acuña von HopfON.

Ein kreislauffähiges Produkt

Wichtig ist es den Gründenden von HopfON, ein kreislauffähiges Produkt anzubieten. Deshalb verzichten sie vollständig auf künstliche und schwer zu lösende Zusatzstoffe. Die Baumaterialien aus Hopfen können so nach ihrer Nutzungsdauer in ihre Bestandteile getrennt und in neue Produkte umgeformt werden. Das sei ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen nachhaltigen Baustoffen, betont Mauricio Fleischer Acuña. „Wir arbeiten daran, dass wir irgendwann eine ernsthafte Alternative zu konventionellen Baumaterialien anbieten können.“


Quelle: TUM - Technische Universität München 
Foto: © TUM - Astrid Eckert

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