Radler everywhere?

Radler everywhere?

Biermischgetränke im Aufwind – und unter Beobachtung

Biermischgetränke sind längst keine Randerscheinung mehr. Neue Produkte erscheinen laufend, Brauereien setzen strategisch auf Radler & Co. – teils, weil sie müssen. Der European Beer Star 2025 hat mit dem »Beer Mix Champion« nun sogar einen eigenen Wettbewerb für sie ins Leben gerufen. Ein guter Grund, genauer hinzuschauen.

Ein neuer Wettbewerb – ein kulturgeschichtliches Signal

Erstmals bewertet ein internationaler Bierpreis Biermischgetränke in zwei Kategorien:  
- mit Alkohol  
- und alkoholfrei.  

Das zeigt: Der Markt ist relevant. Aber auch: Es braucht Kriterien – sensorisch, handwerklich, kulturell. Denn bislang fehlt es oft an Standards, was als „gut“ gilt.

Zwischen Marktlogik und Kulturverlust

Der Zeitpunkt ist bemerkenswert: Während Biermischgetränke Aufmerksamkeit gewinnen, nimmt die Vielfalt innerhalb der klassischen Bierstile ab.  Rohstoffpreise steigen, Brauereien vereinfachen ihre Rezepturen, greifen wieder zu Bitterhopfen – aus wirtschaftlichem Druck.  Statt Aromavielfalt aus Hopfen kommen Fruchtaromen nun oft aus der Limonade. Der Preis? Sensorische Tiefe wird durch einfache Süße ersetzt. Für manche ist das innovativ – für andere eine schleichende Verwässerung von Bierkultur.

Es geht auch anders: Qualität aus dem Bier selbst

Es gibt Gegenentwürfe: Die Trumer Privatbrauerei zeigt mit dem leichten »Hopfenspiel«, dass geschmackliche Vielfalt auch ohne Zusatzstoffe möglich ist – allein durch Braukunst, Hopfenwahl und Überzeugung. Und Kraftpaule in Stuttgart hat mit seinem »Sunny Session« ein Session Pale Ale im Sortiment, das von der Aromatik und Stärke einem Radler gleicht.

Solche Beispiele belegen: Wir brauchen keine aromatisierte Limonade, um aufregendes Bier zu machen. Wir brauchen Mut, Handwerk – und Konsument:innen, die bewusst wählen.

Vielfalt feiern – aber mit Haltung

Biermischgetränke spiegeln unsere Zeit: Sie sind leicht konsumierbar, oft süß, trendig. Doch echte Vielfalt braucht mehr als Flavour – sie braucht Tiefe und ein klares Verständnis von dem, was Bier sein kann und will.

Appell zum Schluss

> An die Brauereien: Bleibt mutig in eurer Identität. Vielfalt ist kein Gegensatz zu Qualität.  

> An die Konsument:innen: Hört hin. Schmeckt genau. Unterstützt die, die Bier nicht beliebig, sondern bedeutungsvoll machen.

Denn Vielfalt ist kein Zufall. Sie ist eine Entscheidung.

Autorin: Birgit Rieber


Trumer - Hopfenspiel
Leichtes Pils
2,9% vol.
3,45
Kraftpaule - Sunny Session
Session IPA
3,2% vol.
3,17

Kommentare

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kauk0r • vor 17 Stunden
Abrakadabra, ich trink kein Radler, Simsalabim, weil da ist Limo drin...
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Gölzbräu • vor 21 Stunden
Wenn diese unerträgliche Genderei nicht wäre...., inhaltlich ein sehr guter Beitrag.
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Uri Mutz • vor 19 Stunden
Stimmt: Die Autorin hätte in der weiblichen Form schreiben können 😉. Auch mir gefällt der Artikel.
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migge • vor 14 Stunden
Scheiß‘ doch auf das eine „Konsument:innen“, der Artikel ist interessant UND gut geschrieben, und das zählt. Das Genderthema brauchen wir hier nicht auch noch aufzumachen, das ist doch echt pillepalle...
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bierpilz • vor 11 Stunden
Warum sollte die Mehrheit der Menschheit ausgeschlossen werden? Gendern ist SEHR wichtig.
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scfiedel • vor 23 Stunden
Sehr guter Beitrag 👍🏻
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