Das Ende des Schweizer Bierkartells und das 50-jährige Jubiläum von Ueli-Bier markieren eine Wende in der Geschichte des Schweizer Brauwesens. Vor genau fünf Jahrzehnten begann der Basler Arzt Hans Jakob Nidecker seinen Kampf gegen das mächtige Bierkartell, das den Markt mit strengen Vorschriften und geringer Vielfalt beherrschte.
Die Rebellion gegen das Bierkartell
1974 erwarb Nidecker die seit Jahren geschlossene «Fischerstube» und wollte das beliebte Warteck-Bier aus seiner Nachbarschaft ausschenken. Doch das Bierkartell, das Brauereien und Gastronomie eng verband, zwang ihn, Bier einer anderen Brauerei zu beziehen. Nidecker akzeptierte dies nicht und beschloss, sein eigenes Bier zu brauen. Am 13. November 1974 floss das erste Ueli-Bier aus dem Zapfhahn – ein mutiger Schritt, der die Grundlage für die Schweizer Craft-Bier-Bewegung legte.
Vom Kampf zur Erfolgsgeschichte
Nidecker und sein erster Braumeister, Anton Welti, experimentierten mit verschiedenen Sorten und brachen bewusst mit den strikten Vorgaben des Kartells. Sie etablierten eine hochwertige, lokale Bierkultur, die bald weit über die Basler Grenzen hinaus bekannt wurde. Mit Bierspezialitäten wie dem «Tut-Anch-Ueli», basierend auf einem 2000 Jahre alten Rezept, und innovativen Ansätzen wie einer unterirdischen Bierpipeline setzte die Brauerei immer wieder neue Maßstäbe.
Das Ende des Bierkartells
Das Bierkartell, seit 1935 in der Schweiz etabliert, regulierte den Markt streng und schützte die Grossbrauereien vor Wettbewerb. Doch mit Pionieren wie Nidecker und dem politischen Druck durch Akteure wie Denner-Gründer Karl Schweri geriet das Kartell zunehmend unter Beschuss. 1991 brach es endgültig zusammen, was eine Explosion der Bierkultur auslöste: Von 32 Brauereien 1991 stieg die Zahl bis heute auf über 1.200.
Ueli-Bier heute
Trotz des größeren Wettbewerbs bleibt Ueli-Bier eine Basler Institution. Geschäftsführer Adrian Baumgartner betont: „Wir machen weiterhin Bier für Basel.“ Eine Expansion außerhalb der Region sei nicht geplant. Die Brauerei bleibt dem Geist ihres Gründers treu: lokal, innovativ und unabhängig.
Mit einem Sortiment, das von klassischen Lagerbieren bis zu saisonalen Spezialitäten reicht, ist Ueli-Bier auch nach 50 Jahren ein Symbol für die Freiheit und Vielfalt, die durch den Fall des Kartells möglich wurden.
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