[Autor: Der Biersepp] Man schreibt dem Karl Röck aus Fiss zu, die Imperial Gerste in den 1920iger Jahren aus der "Flatschgerste" gezüchtet zu haben. Röck hat sie etwa ab 1930 angebaut. Das Korn wurde auch exportiert, sogar bis in beide Amerikas. Dann, in den Neunzehnsechziger Jahren, war es auf einmal nicht mehr wirtschaftlich genug. Ertragsdenken vor Qualitätsdenken - das Aus für die robuste "Fisser Imperial Gerste", zum Glück aber nicht der "Todesstoß". Weitblickende Menschen haben die alte Sorte in einer Saatgutanstalt konserviert. Man weiß ja nie! Eben.
Karls Sohn, Herbert Röck, hat sich vor ein paar Jahren an die väterliche Imperialität erinnert und mit der neuerlichen Anpflanzung begonnen. 2014 erntete er 5.000 Kilogramm. Die autochthone Feldfrucht fand zunächst, als Rollgerste, wieder Einzug in die Tiroler Küche. So hat sich zum Beispiel ein Verwöhnhotel in Fiss auf diese goldigen Körner gestürzt, als wären es Nuggets. In den Medien war bald darauf von einer Brennerei zu lesen, die Whiskey aus der Fisser Imperial Gerste in ihren Fässern liegen haben soll.
Bei Zillertal Bier hat man sich gerne der neuen, alten Möglichkeit bedient und den Wiederanbau der regionalen Gerstensorte intensiv forciert. "Eine Herzensangelegenheit", wie uns aus der Brauerei versichert wurde. Dass die Fisser Imperial Gerste laut einer Untersuchung von einer der wichtigsten Brauerschulen im deutschsprachigen Raum, der TU Weihenstephan, nicht für den Brauprozess geeignet sei, wird lächelnd ignoriert. Mehr noch: falsifiziert.
Bier statt Milch?
Zillertal Bier ist ein gesunder Familienbetrieb mit einer über 500 jährigen Geschichte. Dass im Laufe dieser Zeit sicher bereits mit der Tiroler Gerste gebraut wurde, macht das Projekt umso spannender. Für die Landwirte ist es außerdem eine echte Alternative zur Milchwirtschaft. Denn die Brauerei bietet fixe Absatzmöglichkeiten und einen fairen Preis. Der liegt vier mal höher als der Weltmarktpreis für Braugerste! Besser kann man Wert-Schätzung kaum ausdrücken. Es überrascht also nicht, dass die "Fisser Imperial Geste" anno 2016 bereits von 24 Bauern auf 30 Hektar angebaut wurde. Im heurigen Jahr sind noch einmal neue Partner dazugestoßen; die Fläche, auf welcher die Gerste angebaut wird, ist auf rund 70 Hektar angewachsen.
Das "Tyroler Imperial Zwickl"
Zillertal Bier kann Tradition und Innovation; sogar beides in ein und demselben Bier. Was in besonders wohlschmeckender Art und Weise vom " Tyroler Imperial Zwickl" unter Beweis gestellt wird. Es ist brandneu - und es wird mit einem überaus traditionsreichen Rohstoff hergestellt, der "Fisser Imperial Gerste". Peter Kaufmann, ein Oberösterreicher, ist seit 20 Jahren Braumeister bei Zillertal Bier. Er lässt die Fisser Imperial Gerste in zwei Sorten vermälzen: zu hellem Pilsner und zu dem etwas farbintensiveren Münchner Malz. Daraus braut er seit Neuestem das "Tyroler Imperial Zwickl“. Es leuchtet wunderschön naturtrüb in hellem Bernstein und duftet leicht exotisch, was auf den Einsatz von Mühlviertler Aromahopfen der Sorte Cascade zurückzuführen ist. Kaufmann braut sein Naturtübes ohne Weizenmalz-Anteil ein, setzt in dieser Hinsicht auf einen klassischen Zwickl-Typus. Mit 13,2 Grad Stammwürze und 5,7 % Vol Alkohol gehört das neue Bräu in die Klasse der "Spezialbiere".
Das neue Zwickl ist die jüngste Bier-Innovation aus Tirol. Aber so wie wir die Mander aus Zell am Ziller kennen, wird es immer wieder spannende neue Biere geben, von Zillertal Bier.
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