Das prähistorische Salzbergwerk von Hallstatt ist die älteste noch im Betrieb befindliche Salzmine der Welt, und durch die hohe Salzkonzentration in den Stollen und die konstante Temperatur von 8°C haben sich jahrtausendealte Überreste – auch organische Objekte wie Textilien, Werkzeug, Essenreste – außergewöhnlich gut erhalten. Auch menschliche Exkremente – „was die archäologische Stätte zu einer einzigartigen Schatzgrube für die Forschung macht,“ so Kerstin Kowarik, assoziierte Wissenschaftlerin am Naturhistorischen Museum Wien. „Die Exemplare, die wir untersucht haben, sind nahezu perfekt konserviert – sie enthalten noch menschliche DNA, zudem DNA von Darmbakterien, sowie auch noch Proteine und Teile der gegessenen Nahrung“, erklärt der Mikrobiologe Frank Maixner vom Bozner Forschungszentrum Eurac Research.
In einer Probe aus der Eisenzeit entdeckte das Forscherteam zu seiner Überraschung größere Mengen zweier Pilzarten, Penicillium roqueforti und Saccharomyces cerevisiae, die für die Veredelung und Fermentierung von Lebensmitteln – in diesem Fall Blauschimmelkäse und Bier – verwendet werden. „Besonders spannend ist, dass wir aufgrund unserer Analysen klare Hinweise darauf haben, dass diese spezifischen Hefepilzvarianten nicht nur aus Zufall verwendet, sondern gezielt für die Bierherstellung gezüchtet und eingesetzt worden waren“, erzählt Maixner.
Die Forschergruppe unter der Leitung von Eurac Research und dem Naturhistorischen Museum Wien liefert damit erstmals den Beweis auf molekularer Ebene, dass schon in der Eisenzeit komplex verarbeitete Nahrungsmittel eine größere Rolle spielten, als bislang angenommen wurde. Die Eisenzeit reicht in der Region im Hallstatt von etwa 800 v. Chr. bis ca. 500 v. Chr.).
Die Studienergebnisse wurden am 13. Oktober im Fachmagazin Current Biology veröffentlicht.
Quelle: Naturhistorisches Museum Wien https://bit.ly/BierinderEisenzeit
Foto: ©D.Brander/T.Gatt/NHM Wien